Vom OP-Tisch zum Deutschen Meister: Die Comeback-Story von Lukas Pfretzschner
Wenn Alles zusammenbricht
Stillstand und Neubeginn
Nach der OP hieß es erst einmal: Warten. Kein Sport, keine Belastung, kein Ball in der Hand. Für Leistungssportler ist das nicht nur eine körperliche, sondern vor allem eine mentale Herausforderung.
Der Wiedereinstieg begann nach etwa 3–4 Monaten, mit klarer Absprache zwischen Arzt, Trainerstab und Therapie. Ein 12-Wochen-Plan sollte den Übergang schaffen: Von Alltagstauglichkeit zurück zu ersten sportartspezifischen Bewegungen.
Doch klar war auch: Der Weg zurück würde kein Sprint, sondern ein Marathon werden.
Wundheilung als Basis
Damit Gewebe nach einer Operation stabil wird, muss man die biologischen Prozesse respektieren:
• Exudationsphase: die ersten Tage: Entzündungskontrolle, Schwellung reduzieren, Schutz der Strukturen.
• Proliferationsphase: Wochen 1–6: Gewebeneubildung, vorsichtige Mobilisation, erste Aktivierungen.
• Remodulationsphase: ab Woche 6: Strukturen passen sich an, Belastungssteigerung wird möglich.
Wer hier zu schnell zu viel will, riskiert Rückschläge. Wer die Phasen respektiert, legt die Grundlage für echte Leistungsfähigkeit.
Das 6-Phasenmodell nach Hape Maier: Der Fahrplan zurück
Parallel zur Wundheilung orientierten wir uns am bewährten 6-Phasenmodell:
1. Frühmobilisierung: erste Bewegungen, Körper wieder „anschalten“.
2. Anbahnung: Bewegungsqualität trainieren, Muster reaktivieren.
3. Kraftausdauer: Basisfitness für höhere Umfänge schaffen.
4. Hypertrophie: Muskelmasse aufbauen, Defizite ausgleichen.
5. Maximalkraft: Leistungssysteme gezielt pushen.
6. Spezifizierung: Übertragung in sportartspezifische Bewegungen, Sprünge, Rotationen.
Jede Phase baut auf der vorherigen auf. Erst wenn der Körper stabil war, ging es weiter, abgesichert durch Tests.
Diagnostik und Belastungssteuerung: Messen, fühlen, verstehen
Ein Schlüssel im Prozess war die progressive Belastungssteigerung.
Wir haben nicht „blind“ gesteigert, sondern jede Entscheidung an zwei Faktoren gekoppelt:
• Subjektive Belastungswahrnehmung von Lukas (Wie fühlt es sich an? Was signalisiert der Körper?)
• Objektive Tests:
• Lateral Jump Test fürs Sprunggelenk
• Rotationspower (wichtig für den Schlag)
• Kniebeugen-Maxkraft
So entstand ein klarer, datenbasierter Weg zurück, kombiniert mit dem Körpergefühl des Athleten.
Mindset: Die unsichtbare Ressource

Reha ist kein gerader Weg. Es gibt Rückschläge, Zweifel, Momente der Frustration.
Das größte Learning für Lukas war: Belastungssteuerung ist auch ein Skill. Nicht nur wir als Therapeuten, sondern auch er selbst musste lernen, Grenzen wahrzunehmen und anzuerkennen.
Geduld, Disziplin und Vertrauen ins Team. Das war die mentale Grundlage. Ohne sie wären 20–25 Trainingsstunden pro Woche nach wenigen Monaten unmöglich gewesen.
Return to Sport: Der entscheidende Test
Nach 12 Wochen systematischer Arbeit kam der Moment: der Wiedereinstieg ins Balltraining. Schritt für Schritt folgten Sprünge, Sprints, Rotationen.
Erst als Diagnostik, ärztliches OK und subjektives Gefühl im Einklang standen, war der Return to Competition möglich.
Ein Jahr nach OP und Stillstand: Deutscher Meister 2025.
Fazit: Was wir aus dieser Reise lernen können
Die Geschichte von Lukas Pfretzschner zeigt, dass ein Comeback kein Zufall ist. Es braucht:
• Biologische Leitplanken (Wundheilungsphasen)
• Strukturiertes Vorgehen (6-Phasenmodell)
• Klare Diagnostik und Belastungssteuerung
• Mentale Stärke und Geduld
Ich weiß selbst, wie schwer es ist, nach Verletzungen aufzustehen. Mein eigenes Sprunggelenk und ein Bandscheibenvorfall haben meine Karriere beendet. Heute aber kann ich Athleten begleiten und ihnen zeigen: Mit dem richtigen Fahrplan ist nicht nur die Rückkehr möglich, sondern auch die beste sportliche Version ihrer selbst.
Von der OP zurück zum Podest – so wie Lukas! Wenn du neugierig bist, wie ein maßgeschneiderter Reha- und Trainingsplan aussehen kann, kontaktiere uns. Lass uns gemeinsam dein Comeback starten.

